Ich hasse (sehr viele) mobile Websites
Das mobile Internet ist wahrlich eine feine Sache. Auf seinem Smartphone hat man die ganze Welt immer und überall dabei, und auch um zu Hause mal kurz was nachzuschauen, ohne gleich den »großen« Rechner einzuschalten, eignet es sich hervorragend. Das gesamte Web in der Hosentasche – so einfach könnte es sein.
Doch der Internetgenuss ist häufig getrübt, denn immer wieder wird man beim Besuch einer Seite auf eine »mobile Version« der Website umgeleitet. Leider.
Aber das ist doch toll!
An und für sich ist es eine feine Sache, wenn Websites für mobile Geräte optimiert werden, spart man sich so doch das mühsame Scrollen, hat alle wichtigen Informationen auf einen Blick und hat große Buttons statt kleinen, schwer erreichbaren Links.
Nur sind praktisch alle dieser »mobilen Websites« mit nervigen Eigenheiten durchzogen, die einem den Spaß daran nehmen und mich zu der in der Überschrift dargelegten, doch recht hart klingenden Aussage stehen lassen: Ja, ich hasse mobile Websites!
Diese Funktion? Für dich nicht!
Eines der Probleme, die ich mit vielen mobilen Websites habe, ist: Es fehlen meistens wichtige Funktionen. Warum kann ich auf der mobilen Amazon-Seite zum Beispiel nicht wie bei der »großen« Variante mit einem Klick alle Bewertungen mit einer bestimmten Sterne-Zahl ansehen, ohne mich erst durch alle durchscrollen zu müssen? Ähnliche Einschränkungen findet man an jeder Ecke.
Geht’s auch noch unschärfer?
Ein weiterer Punkt: Viele mobile Websites glauben, mich mit unscharfen, extrem komprimierten Grafiken »beglücken« zu müssen, die bei einem höher auflösenden Bildschirm selbstverständlich hochskaliert werden und nur noch Klötzchen erkennen lassen. Das wäre ja nicht ganz so schlimm, wenn man durch Klick auf die Bilder wenigstens eine hochaufgelöste, scharfe Variante erreichen könnte (kleiner Hinweis: es gibt eine Funktion namens »Zoom«, mit der man auch auf kleinen Bildschirmen Details betrachten könnte), doch das ist vielen mobilen Websites einfach egal.
320 Pixel müssen reichen
Es gibt leider viel zu viele mobile Websites, die (wie leider auch ein Großteil der »normalen« Seiten, nur dass es dort nicht ganz so extrem ist) an einer erschreckenden Inflexibilität leiden, was die Seitenbreite anbelangt. Zum Beispiel die Seite der englischen Zeitung The Guardian, die dem Besucher eine feste Seitenbreite von 320 Pixeln aufzwängt und dabei völlig außer Acht lässt, dass moderne Smartphones häufig wesentlich breitere Bildschirme besitzen – von der Tatsache, dass der eine oder andere die Seite vielleicht gerne im Querformat nutzen möchte, mal ganz abgesehen. Überall muss man mit den 320 Pixeln auskommen, mit einem nervigen weißen Rand links und rechts. Vollkommen lächerlich wird es dann, wenn man die Website auf einem Tablet aufruft, wo ebenfalls diese Schmalhans-Variante erscheint.
Gestaltung – wieso?
Ich gebe es offen zu: Bei Websites lege ich Wert auf Äußerlichkeiten. Eine gute und individuelle Gestaltung ist für mich ein wichtiges Kriterium dabei, ob ich eine Seite mag oder nicht. Nur leider machen sich viele Betreiber für ihre »mobilen Seiten« das Leben leicht und greifen zu einem vorgefertigten Mobil-Style, der meist versucht, das User Interface einer bestimmten Mobilplattform mehr schlecht als recht nachzuahmen. Solch ein hässlicher Einheitsbrei erhöht nicht unbedingt die Freude am mobilen Surfen – und sorgt außerdem dafür, dass alle Seiten gleich aussehen und der Wiedererkennungswert gegen Null geht.
Auf die Startseite mit dir
Wenn man schon extra eine mobile Website anbietet, will man natürlich auch, dass die Besucher mit mobilen Geräten diese auch verwenden. Daher werden sie gerne bei Eingabe einer »normalen« URL auf die mobile Seite umgeleitet. Blöd nur, dass viele mobile Sites bei der Umleitung nicht (oder nur erfolglos) versuchen, auf die mobile Variante der angefragten Unterseite zu verweisen und man stattdessen immer auf die Startseite geworfen wird, egal, welche Seite man eigentlih aufrufen wollte. Dies ist besonders besch*§$en, wenn man über eine Suchmaschine eine bestimmte Unterseite gefunden hat, die die gewünschte Information enthält, man beim Klick auf das Suchergebnis jedoch immer wieder auf der Startseite landet.
Ein Beispiel aus der Praxis: Bis heute habe ich es nicht geschafft, auf meinem Handy die Website des Entsorgungs- und Baubetriebs der Stadt Bamberg aufzurufen, um die aktuellen Abfallabfuhrtermine zu erfahren, da ich immer automatisch auf die mobile Startseite der Stadt Bamberg umgeleitet werde. Von dort aus erreiche ich zwar mit einem Klick die »richtige« Startseite, doch in der verwinkelten Navigationsstruktur bzw. mit der wohl eher als Scherz gemeinten Suchfunktion habe ich den Entsorgungsbetrieb noch nie gefunden. Eine kurze Google-Suche liefert auf meinem »großen« Rechner da immer schnell die richtig Seite – mobil ist sie aufgrund der automatischen Umleitung nutzlos.
Hiergeblieben!
Nun, mittlerweile sollte klar geworden sein, dass ich einen Großteil der mobilen Websites einfach nur nervig finde, weil sie mich einschränken, nicht richtig funktionieren, mir den Zugang zu gewünschten Informationen erschweren oder verwehren und manchmal auch einfach nur hässlich sind. Das alles wäre kein Problem (oder nur ein kleines), wenn man nach Bedarf schnell und bequem zur »richtigen« Webpräsenz wechseln könnte, doch viele dieser mobilen Seiten bieten diese Möglichkeit nicht bzw. nur bei manueller Veränderung der URL an. Die schlimmsten Kandidaten leiten den Besucher beim Versuch, die URL anzupassen, munter wieder auf die mobile Seite oder – wie beschrieben, noch schlimmer – die mobile Startseite zurück.
Und nun?
Sicher ist es sinnvoll, auf die geringe Bandbreite von mobilen Verbindungen, auf begrenzten Bildschirmplatz und die größere Schwierigkeit, auf Touchscreens kleine Links zu treffen, Rücksicht zu nehmen, aber man sollte darauf acht geben, dabei die Funktionalität und Benutzbarkeit der Website nicht zu beschneiden und dem Nutzer weiterhin alle Möglichkeiten zu lassen.
Dies kann leicht erreicht werden, wenn keine spezielle mobile Variante angeboten wird sondern stattdessen ein mobiles Theme, das über dieselben Informationen und Funktionen lediglich einen anderen Mantel stülpt und zudem sicherstellt, dass alle Seiten von allen Geräten über dieselbe URL erreicht werden können. Solche gut gemachten mobilen Themes möchte ich von diesem Rant hier ausdrücklich ausnehmen, denn sie sind sinnvoll und erhöhen den mobilen Surfspaß. Und sollte man doch nur eine reduzierte mobile Variante seiner Website anbieten, sollte man zumindest dem Anwender die Möglichkeit geben, diese zu deaktivieren. 320 Pixel auf einem HD-Smartphone oder einem Tablet sind einfach lächerlich.
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